Nach dem Regen tanzt die Natur im Sonntagskleid. Der Fliegenpilz etwa, knallrotes Ballonröckchen, glänzend, wie glatt poliert, hockt im saftigen Moos und lacht: Herschauen! Hier bin ich, hier!
Einige Schritte weiter erneut ein Hingucker – nein, mehrere, nein, jede Menge – Schüsselchen, physalisfarben, eher matt, liegen da auf kiesgrauem Boden. Filigran, an manchen Stellen fast durchscheinend. Schüsselchen gefüllt mit Regentropfen, mit Erdklümpchen oder Steinchen.
Manche kräuseln sich; die meisten erheben sich kelchig aus dem Untergrund, als wollten sie alles sammeln, was von oben kommt. Ein Pilz, das ist klar. Aber was für einer?
Ein Foto auf Facebook gestellt, wenige Minuten später die Lösung: Aleuria aurantia. Aha. Kurz darauf sagt mir Google, es handle sich hier um den Gemeinen Orangebecherling. Orangebecherling – was für ein schönes Wort. Das tänzelt über die Lippen. Fantastisch.
Der Orangebecherling, auch Orangeroter Becherling, weiß Wikipedia darüber hinaus, ist ein Schlauchpilz aus der Familie der Feuerkissenverwandten. (Feuerkissenverwandte, also bitte, schon wieder so ein inspirierendes Wort. Sagen Sie sich das einmal laut vor …) Er habe zudem Ähnlichkeit mit dem Zinnoberroten Kelchbecherling, der allerdings erst im Winter seinen großen Auftritt habe, und dem Menningroten Kurzhaarborstling, dessen Kleid braun umrandet sei.
Der kleine leuchtende Geselle, mit dem ich gerade Bekanntschaft gemacht habe, erfahre ich zudem, wachse im Spätsommer, Spätherbst – und zwar„gesellig“, auf feuchter Erde oder in niedrigem Gras, an Wegrändern, Böschungen usw.
Der Gemeine Orangebecherling, was für ein pfiffiger Farbtupfer inmitten einer Natur, die gerade dabei ist, sich ihr prächtiges Herbstkleid überzustreifen.