Neujahrsentschuldigungskarte 2016

Der Innsbrucker Innenstadtverein lässt einen alten Brauch aufleben. Weswegen ich beschlossen habe, die Aktion Neujahrsentschuldigungskarte 2016 hier vorzustellen.

Erstmals nach Jahrzehnten gibt es wieder eine Neujahrsentschuldigungskarte.
Deren Wurzeln liegen, so man das bei Neujahrsentschuldigungskarten sagen kann, im 19. Jahrhundert. Damals war es Brauch, dass ärmere Leute von Tür zu Tür gingen, um ein schönes neues Jahr zu wünschen und gleichzeitig um Almosen zu bitten – nicht wenigen der besseren Gesellschaft waren diese Besuche unangenehm, einige ließen sich gar verleugnen.

Kurzum: Viel mehr als einen angedeuteten Händedruck, eine warme Mahlzeit oder ein paar Münzen erhielten die Bedürftigen selten. Bis die Stadtoberen auf die Idee kamen, diesen Brauch durch eine Neujahrsentschuldigungskarte zu ersetzen.
Sie sollte betuchte Bürger animieren, in nachhaltige soziale Projekte zu investieren. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Neujahrsentschuldigungskarten wurden etwa Armenhäuser und Ausspeisungen finanziert. Um die Spendenfreudigkeit anzuregen, verlegte sich die Stadtführung bald auf freiwillige Spenden – veröffentlichte aber Namen des Spenders und Summe im Tiroler Boten, was die Gabenfreudigkeit bei gewissen Honoratioren in erstaunliche Höhen trieb.

Die Ausstellung „Innsbrucker Neujahrs-Entschuldigungskarten der Jahre 1820-2016“ ist bis …

Die Ausstellung „Innsbrucker Neujahrs-Entschuldigungskarten der Jahre 1820-2016“ ist bis …

Die zunächst kleinen, eher unscheinbaren Karten entwickelten sich im Laufe der Zeit zu aufwendigen Drucken, wurden Sammlerstücke. Standen als Sujets zunächst religiöse Motive im Zentrum, waren es später topografische. Auch historische Ereignisse oder Darstellungen von Persönlichkeiten waren beliebt.
Bis 1936 wurde dieser Brauch in Innsbruck gepflegt. Nun also eine Neuauflage.

… 14.12.2015 in der Tiroler Sparkasse, Sparkassenplatz, zu sehen.

… 14.12.2015 in der Tiroler Sparkasse, Sparkassenplatz, zu sehen.

Entstanden ist die Idee bei einem Plausch zwischen dem Antiquar Dieter Tausch, Roland Sila, Kustos der Bibliothek der Tiroler Landesmuseen, und dem Obmann des Innenstadtvereins Thomas Hudovernik. Irgendwann im Gespräch tauchte die Frage auf, wie man benachteiligten Teilen der Innsbrucker Bevölkerung helfen könnte. Sila, der das Neujahrsentschuldigungsbuch 2009 der Stadt Hall gestaltet hat*, brachte diese vergessene Variante ins Spiel.

Franz Mölk: Neujahrsentschuldigungskarte 2016; Foto: ©Mölk/TLM

Franz Mölk: Neujahrsentschuldigungskarte 2016; Foto: ©Mölk/TLM

Der bekannte Tiroler Künstler Franz Mölk erklärte sich bereit, die Karte zu gestalten.
Schade nur, dass für den Plan, bei einer Weiterführung des Projekts Neujahrsentschuldigungskarte auch junge Künstler zu fördern, (noch) kein Kooperationspartner gefunden wurde. Vielleicht gibt es 2016 einen neuen Anlauf oder es ein Ausstellungsraum, eine Galerie in der Innenstadt, meldet Interesse an einer Zusammenarbeit an.

Erstmal gilt es, dieser schönen Initiative viel Glück und viele Kaufwillige zu wünschen.

Die Chancen stehen ausgezeichnet. Denn die Auflage ist auf 300 Exemplare limitiert, sie ist nummeriert und jeder Druck um schmucke 120 Euro zu haben. 120 Euro für einen Mölk.
Die Einnahmen gehen zur Hälfte an „Licht ins Dunkel“, je ein Viertel erhalten „Netzwerk Tirol“ und „Tiroler Blindenverband“.

Verkaufsstellen
Tiroler Sparkasse, Sparkassenplatz 1; Kaufhaus Tyrol, Infopoint; Miller United Optics, Meraner Straße 3; Rolanda´s, Wilhelm-Greil-Straße 19; Adjuta, Erlerstraße 4, 2. Stock; Goldschmied Norz, Maria-Theresien-Straße 8; by Fink´s man, Rathaus Galerien; Wagner´sche Buchhandlung, Museumstraße 4; Innsbruck Information, Burggraben 3; Stadtturm, Herzog-Friedrich-Straße 21;
oder direkt beim Innenstadtverein via Mail an markus.wopfner@innenstadtverein.at

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben: © Susanne Gurschler
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*Roland Sila: Viel Glück. Die Haller Neujahrsentschuldigungskarten 1835 – 2010; Neujahrsentschuldigungskarte 2010 zu Gunsten des Gesundheits- und Sozialsprengels der Gemeinden Hall, Absam, Gnadenwald, Thaur und Mils. Hall 2009

 

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