Es gibt in meinem Beruf nicht immer, aber doch in ausreichendem Maße, Spannungsmomente. Ein solcher ist, wenn man eine weiße Sporttasche mit rotem Logo und blauer Schrift überreicht bekommt, die ziemlich sicher aus den 1960er oder 1970er Jahren stammt, und gleich mit dem wenig dehnbaren Hinweis versorgt wird: Was da drinnen ist, ist unersetzlich, ein Heiligtum, auf und vor allem in das nur Ausgewählte einen Blick werfen dürfen. Also: Obacht! Obacht! Obacht!
Ein solches Heiligtum bekam ich gestern an den Arm gehängt. Ein ziemlich gewichtiges Ding da drin, war mein erster Eindruck und es erwies sich als vorteilhaft, die Tasche zu schultern. Beim Blick ins Innere war alles klar: Ich sah nämlich einen mindestens 20 cm dicken, in dunkelrotes Leder gebundenen, mit Plastiknoppen sowie einem Notenschlüssel versehenen, großformatigen, fast 500 Seiten starken, richtig schweren Wälzer – die Chronik der Stadtmusikkapelle Kufstein von 1903 bis 2000; handschriftlich zusammengestellt und mit zahlreichen historischen Fotos, mit Programmfoldern und Veranstaltungszetteln versehen.
Eine Augenweide, ein echter Schmöker, in dem man am liebsten gar nicht mehr aufhören würde herumzublättern, Bilder zu betrachten und Einträge zu studieren. Die umfangreiche Chronik diente bereits als Futter für eine Diplomarbeit, mich aber interessiert ein kleiner, wenn auch nicht unwesentlicher Teilaspekt: die Geschichte des Cäcilienkonzerts, das die Stadtmusikkapelle Kufstein alljährlich im Herbst veranstaltet. Das Kompendium liefert genügend Stoff, da bin ich mir sicher. Die Lektüre habe ich aufs Wochenende verlegt.
Die Chroniken von
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