Wenn ich nach Südtirol fahre, was nicht selten der Fall ist, bevorzuge ich die Route über den Reschenpass. Ich mag den oberen Vinschgau. – Den Reschensee mit dem Kirchturm, der mal mehr, mal weniger tief im Wasser steht, aber immer erinnert daran, dass da einmal ein Dorf war, das dem Stausee weichen musste. Den kleineren, schmucken Haider See, wo sich im Winter Eissegler tummeln. Die Malser Haide, dieser riesige Schwemmkegel, und die Weite, die sich plötzlich auftut. Die Wiesen um diese Jahreszeit ein Meer saftig gelben Löwenzahns an sattgrünen Blättern. Die Orte, malerisch, wie hingegossen, alle für sich sehenswert, geschichtsträchtig – Mals, Burgeis, Laatsch. Das faschistische Kriegerdenkmal, ein Ossarium, im Volksmund Boanerturm genannt, hässliches Mahnmal italienischen Besitzanspruchs inmitten fruchtbarer Felder. Rechts oben im Hang thront weithin sichtbar das Kloster Marienberg, imposantes Monument geistlichen Besitzanspruchs. Darunter die Fürstenburg. Schließlich, wenn man an Tartsch und am sagenumwobenen Tartscher Bühel vorbei ist, sieht man unten in der Mitte der Talsohle das Städtchen Glurns, von dem aus es nur ein Katzensprung ist ins Val Mustair (Graubünden, CH). Weiterlesen →